Sonntag, Januar 29, 2006

Die ersten Wochen & Schneechaos

Ich bin gerade auf dem Weg vom Flughafen Malpensa (wo ich Nicole abgeliefert habe) zurueck mal kurz ins JRC gefahren (wo sich immer noch mein einziger Internetzugang befindet - aber ich habe gerade DSL beantragt...), um Euch mal die letzten Neuigkeiten zu schreiben.

Die ersten beiden Arbeits-Wochen habe ich gut hinter mich gebracht. Die erste Woche habe ich vor allem damit verbracht, Formulare auszufuellen, Passwoerter zu beantragen (manche hier im Haus, manche im JRC, manche in Bruessel!) und mich in das Projekt einzuarbeiten. In der letzten Woche habe ich dann auch so langsam angefangen, inhaltlich zu arbeiten. Das Arbeiten hier ist bisher sehr angenehm - die Kollegen sind immer noch nett zu mir, man trifft sich ab und zu am Kaffee-Automaten (da kommt man auch mit anderen Kollegen, z.B. aus der "Land Management Unit", ins Gespraech), und das Mensa-Essen ist auch deutlich besser (und vor allem vielfaeltiger) als in Muenster. Ich merke aber auch schon ein bisschen, dass hier nicht alles immer so ganz einfach ist. Man muss doch deutlich oefter "politisch" denken und auf viel staerker darauf Ruecksicht nehmen, wie das, was man macht und sagt, nach aussen wirkt. Man ist hier halt einfach "sichtbarer" als an der Uni... Ist sicher eine gute Uebung fuer mich, der ich ja bisher nicht unbedingt der Meister in diplomatischer Kommunikation war. ;-)

Auch ausserhalb der Arbeit war's weiterhin nett. Ich habe zusammen mit Nicole weiter in der Wohnung gewerkelt (inzwischen sind alle Kisten ausgepackt!) und meine Umgebung erforscht: neue Pizzerien und schoene Moebel-Laeden entdeckt, die Kneipe gegenueber ausprobiert und einen Spaziergang nach Cerro (der naechstgelegene Ort am See) gemacht. Das Wetter war bis Donnerstag abend auch immer noch fantastisch: Kein Regen, und meistens sogar sonnig und tagsueber relativ warm. Letzten Sonntag lag sogar ein Hauch von Fruehling in der Luft. Aber dann kam ab Donnerstag nacht der Schnee. Bis Freitag abend sind sicher fast 60 cm gefallen, und hier ist alles zusammengebrochen! Vor allem, weil die meisten Italiener hier weder Winterreifen noch Schneeketten zu haben scheinen. Das fuehrte dann doch zu sehr komischen Szenen: Autos mit einer 50 cm hohen Schneehaube auf dem Dach oder mit nur auf der Fahrerseite notduerftig freigeraeumter Windschutzscheibe, Leute, die mit 20-30 km/h ueber die Strassen geschlichen oder einfach am kleinsten Huegel haengengeblieben sind. Dementsprechend kam am Freitag morgen dann auch prompt eine Lautsprecherdurchsage, dass alle Mitarbeiter nach Hause fahren koennen. Schneefrei fuer alle quasi! Und nachmittags um 3 waren auch nur noch sehr wenige, meist nord- und ost-europaeische Autos auf dem Parkplatz!

Gestern morgen war dann allerdings schon fast wieder alles vorbei. Der Schnee ist in Regen uebergegangem, der auch seitdem nicht mehr aufgehoert hat. Und die Raeumdienste haben ganze Arbeit geleistet - die Strassen sind eigentlich alle wieder komplett frei! Und sogar der Flughafen hatte wieder auf (Nicole wollte ja eigentlich gestern fliegen - da war der Flughafen allerdings dicht).

Bleibt zu hoffen, dass es auch im Aosta-Tal ordentlich geschneit hat, damit das Skifahren beim naechsten Mal etwas mehr Spass macht (der Trip gestern ist natuerlich wegen des Verkehrschaos auch ausgefallen). Auf 50 cm Kunstschnee fahren ist halt auf Dauer dann auch fuer Anfaenger wie mich nicht ganz so spannend.

So, ich mache mich mal auf den Heimweg. Mein Vermieter wollte gleich mal vorbeikommen und noch mal ueber die Gas-Therme reden, die immer mal wieder einfach so ausgeht, bevorzugt dann, wenn man gerade unter der Dusche steht... Er (und der Techniker, der letzte Woche da war) meinen, dass das an dem Dusch-Schlauch im Bad liegt, den ich aber gar nicht benutze... Da ist es mit meinem Italienisch leider noch nicht so weit her. Frustrierend, wenn man sich da nicht richtig verstaendlich machen kann!

Dienstag, Januar 17, 2006

Gruesse vom Lago

An meinem 2. Arbeitstag hier in Ispra schaffe ich es endlich, Euch mal zu schreiben und wenigstens ein paar der Eindruecke loszuwerden, die in den letzten 2 Wochen hier auf mich eingeprasselt sind.

Vielleicht erst mal das wichtigste: ich bin sehr gut und sehr sanft hier in Italien gelandet und habe mich schon ziemlich gut eingelebt, sowohl in meiner neuen Wohnung, als auch an meiner neuen Arbeitsstaette, dem JRC. Alle hier (Kollegen, Nachbarn, die Leute von der Cafe-Bar unten bei mir im Haus oder in der Baeckerei) sind bisher alle sehr nett!

Aber mal der Reihe nach. Zwischen den Jahren habe ich in Muenster meine 7 Sachen gepackt und mich fuer 2 Wochen arbeitslos gemeldet - was erstaunlich aufwendig war, aber nichts im Vergleich zu den ca. 2000 Formularen (italienisch: moduli), die ich in den letzten Tagen hier ausfuellen musste. Die Kombination aus EU und Italien (das auch erstaunlich buerokratisch ist) ist ziemlich toedlich...

Am 2.1. haben wir dann den Umzugswagen gepackt und ich habe meine Wohnung an meine Nachmieter uebergeben. Am 3.1. sind Karsten und ich dann ganz frueh losgefahren und haben bei meinen Eltern mein neues Auto (mein erstes!) abgeholt. Von da ging's dann weiter nach Loerrach, wo wir das Auto bei Europcar haben stehen lassen (da musste ich spaeter den Umzugswagen zurueckgeben), und dann durch die Schweiz und zur Ostseite des Lago Maggiore (Locarno). Von da dann immer am See entlang bis Laveno Mombello, wo meine neue Wohnung liegt.

An der Grenze nach Italien (in irgendeinen kleinen Kaff am See) wollte mich der italienische Zoll allerdings erst mal nicht reinlassen. Zwar haette ich auf Anraten eines Kollegen eine Inventarliste gemacht, aber die haette mir wohl der deutsche Zoll abstempeln sollen. Nur hatte davon weder der deutsche noch der schweizer Zoll (bei beiden hatte ich vorher nachgefragt) was gesagt. Nach einer Belehrung, dass ich das beim naechsten Mal besser machen sollte, haben sie mich dann aber doch einreisen lassen.

Um 22h sind wir in Mombello angekommen, wo schon Eva und Florian in der (noch ziemlich kalten) Wohnung gewartet haben. Die beiden sind von einer Skitour in der Schweiz zum Auspacken vorbeigekommen und konnten schon mal den Schluessel abholen. Als wir ankamen, warteten schon zwei Tiefkuehl-Pizzas (auch die schmecken hier irgendwie besser) und Wein auf uns! :-) Sehr nette Ankunft!

Am naechsten Morgen haben wir dann den Wagen ausgepackt und dabei festgestellt, dass wir einen Platten haben. Scheinbar aber erst im Laufe der Nacht... Waehrend Florian und ich den Reifen gewechselt haben, haben Karsten und Eva schon mal die Kueche eingeraeumt
so dass wir schon nett in der Sonne Mittag essen konnten
und dann sogar noch meinen "Hausberg", den San Clemente, bestiegen.
Abends haben uns Eva und Florian dann verlassen.

Am Donnerstag ist Karsten zurueckgeflogen und ich habe den Umzugswagen zurueck nach Loerrach gebracht und das Auto mitgenommen - 2 mal ueber die Alpen an einem Tag und 10h Autofahren - das muss ich so schnell nicht wieder haben.

Von Freitag bis Montag morgen war dann direkt Uli zu Besuch da - Ihr seht, ich hatte ueberhaupt keine Zeit, mich in der neuen Heimat einsam und verlassen zu fuehlen. Das Wetter ist ueberigens heute erst zum zweiten Mal nicht sonnig, und geregnet hat's noch ueberhaupt nicht. Dafuer wird's nachts doch ganz schoen kalt, und ich muss feststellen, dass die Wohnung, obwohl neu, doch nicht ganz so toll isoliert bzw. die Heizkoerper doch erwas unterdimensioniert sind. Mit Uli war ich auf dem grossen Hausberg (Sasso del Ferro) und auf der anderen Seite in Verbania/Intra.
Am Sonntag war's dann "endlich" bedeckt, so dass wir ruhigen Gewissens mal ein bisschen was in der Wohnung machen konnten und dann immerhin die Wohnkueche und das Schlafzimmer (jetzt doch nach vorne zur Piazza statt nach hinten raus) einigermassen wohnlich waren.

Die Woche danach war ich dann wirklich mal alleine und habe viel in der Wohnung gewerkelt und mich organisiert - streichen, d.h. erst mal einen Baumarkt finden und die italien. Produkte verstehen, mich bei der Gemeinde registrieren, weiter einraeumen, eine Waschmaschine kaufen (in Varese, der Hauptstadt der Provincia). Ich habe auch erst mal einen Wohnungsplan gemacht - eigentlich um auszurechnen, wieviel Farbe ich brauche, aber dann auch, um mir auszumalen, wie die Wohnung mal aussehen koennte.
Ihr seht, es ist wirklich eine Menge (!) Platz und ich hoffe, dass der "Besucherstrom" nicht so schnell nachlaesst! Ausserdem war ich schon mal hier am JRC, um mich ein bisschen zu orientieren und schon mal das ein oder andere zu klaeren.

Die Woche war wirklich gut, um hier richtig anzukommen und die Wohnung in einen bewohnbaren Zustand zu bringen. Ich fuehle mich da (und ueberhaupt hier am Lago) bisher SEHR wohl!! Und jetzt, wo ich auch wieder Zugang zum Internet habe, habe ich auch nicht mehr so das Gefuehl, von der "Kommunikation nach aussen" abgeschlossen zu sein.

A propos, erreichbar bin ich
- mobil unter +39 349 8782354 (von Deutschland am billigsten mit 01077, 01035, 01066, 010090, 01056 fuer 14,5 - 14,8 cent/min)
- im Buero unter +39 0332 876759 (die 0 mitwaehlen!)
- per E-Mail unter michael lutz jrc it

Am letzten Samstag war ich dann mit dem Ski-Club auf einem Tagesausflug in Pila (Valle d'Aosta). Superwetter, wenn auch wenig Schnee. Aber alles sehr schoen: vormittags ein Kurs zum Wiederauffrischen und nachmittags noch ein bisschen so Skifahren. Ich habe auch gleich ein paar Iren (und eine Schwedin und einen Spanier) kennengelernt. :-) Am naechsten Samstag fahren wir wieder hin - und ist sogar ein bisschen Neuschnee fuer heute oder morgen angekuendigt.

Und seit gestern (und fuer die naechsten 2 Wochen) ist Nicole (die im Maerz auch hier anfangen wird) zu Besuch, um in Ruhe an ihrer Diss zu arbeiten. Wie gesagt: mir wird hier nicht langweilig. Heute abend gehen wir wahrscheinlich ins "Club House", um uns "Silentium" (von Wolf Haas, mit Josef Hader) anzuschauen. Der wird als Teil des oesterreichischen "Semesters" gezeigt - das Land, das gerade den Vorsitz in der EU hat, organisiert hier immer ein halbes Jahr lang ein Kulturprogramm.

Damit mache ich dann erst mal Schluss. Ich freue mich natuerlich ueber jede Form der Kontakt-Aufnahme. Meine Postadresse: Piazza del Carroccio 19, 21014 Laveno Mombello (VA), Italy.