Samstag, April 29, 2006

Was alles nicht so toll ist

Ich sitze gerade am Airport in Bratislava und warte gerade auf meinen Flug nach Bergamo.

Einige von Euch meinten in den letzten Wochen, ich könne nicht immer nur Sonnenschein-Mails verschicken, sondern sollte auch mal schreiben, was in meinem neuen Leben alles nicht so toll ist. Mir scheint, das ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Seltsamer Flughafen, noch so richtig alter
Ostblock-Stil. Aber ganz klein, und (zumindest hier am Gate) voller Italiener. Fühle mich wie zwischen zwei Welten. Und draußen regnet es in Strömen - ziemlich depressive Stimmung.

Was mir in den letzten Wochen am meisten auf den Magen geschlagen hat, war die Dienstreise nach Wien, von der ich gerade zurückkomme. Ich habe schon irgendwann im Sommer letzten Jahres mit Martin vom IfGI ausgemacht, dass wir den Kurs, den wir letztes Jahr zusammen an der Uni in Klagenfurt gegeben haben, noch mal in Wien an der Uni geben. Und weil ich wusste, dass das am JRC alles schwierig werden könnte, habe ich es frühzeitig (sogar schon in Vorstellungsgespräch) angesprochen und Eva gefragt, ob sie im Ernstfall für mich einspringen würde. Sah aber alles ganz gut aus: am JRC sagten alle, das sei prinzipiell kein Problem, man müsste es nur frühzeitig ankündigen und richtig verpacken. Also habe ich im Januar beim Mitarbeitergespräch abgesprochen und "Capacity building" in meine Objectives und den Kurs als "Measurable" eingetragen. Nachdem meine Objectives abgesegnet waren, dachte ich mir, damit sei alles paletti und Martin und ich haben den Kurs offiziell angekündigt. Aber Pustekuchen! Als ich Anfang April meine Dienstreisegenehmigung ausgefüllt hatte, kam die mit einem kleinen Notizzettel zurück. Ich sei lediglich für das EU-Projekt angestellt, nicht für "Teaching", was ich in meinen Dienstreiseantrag geschrieben hatte. Wenn ich den Kurs trotzdem geben wollte, könnte ich ja Urlaub nehmen. Als ich das Ganze dann noch mal angesprochen habe, habe ich erfahren, dass ich mind. 2 Monate vor dem Kurs eine offizielle Genehmigung für eine Nebentätigkeit hätte ausfüllen müssen, wofür es da natürlich zu spät war. Als ich dann mal gefragt habe, warum ich das nicht alles früher schon mal erfahren habe, als wir über den Kurs gesprochen haben, hieß es, hmm, eine ganze Woche, warum denn so lage, ginge das nicht auch kürzer, und warum ich denn "teaching" und nicht "meeting" geschrieben habe. Es sei so schwer zu argumentieren, dass ein von der EU bezahlter Mitarbeiter einen Kurs in Wien halte und nicht in Rom, Berlin oder London. Und gerade im Moment würde sowieso alle Finanzen scharf überprüft, da könne man so was nicht machen... Das Ganze ist leider einigermaßen typisch für das JRC. Offiziell heißt es immer "kein Problem", "wir unterstützen das" usw. und wenn es dann darum geht, es wirklich zu tun, rudern alle zurück und verstecken sich hinter "dem System". Geeinigt haben wir uns dann schließlich darauf, dass ich 2 Tage als Dienstreise bekomme und mir für den Rest der Woche Urlaub nehmen muss (noch mal 2 Tage, weil einer sogar ein Feiertag war). Alles in allem hinterlässt das bei mir immer noch einen schalen Nachgeschmack und trägt nicht unbedingt zu meiner Motivation bei. Bleibt zu hoffen, dass die Kommunikation ein bisschen einfacher wird, wenn der designierte dann auch offiziell Unit Head wird.

Noch genervt haben mich in letzter Zeit die Ameisen. Die kamen über die Hauswand und den Balkon (und viele Ritzen unter den Fußleisten) in die Wohnung. Natürlich ausgerechnet direkt in mein neues Schlafzimmer. Nachdem die Ameisen dann schon nach einigen Tagen die Wohnung zu übernehmen drohten, habe ich massive Maßnahmen getroffen und Gift in der Wohnung verteilt, dass die Ameisen angeblich sogar bis in ihren Bau tragen. Das hat nach einigen Tagen auch ziemlich gut funktioniert. Ich hoffe, dass sie auch nach der Woche, die ich jezt in Wien war, nicht wiedergekommen sind.

Unzufrieden bin ich auch weiterhin mit der nur halb eingerichteten Wohnung (obwohl ich mit Alex und Katharina über Ostern ein bisschen nach Sofas und Esstischen geschaut habe) und der schlechte Italienisch-Kurs. Da wird sich jetzt aber hoffentlich was ändern. Ich mache ab Anfang Mai einen neuen Kurs bei einer Sprachschule: 2 mal pro Woche je eine Stunde Einzelunterricht. Das erste Gespräch mit der neuen Lehrerin war ziemlich vielversprechend - wir haben nur italienisch gesprochen und ich habe mich ziemlich gut dabei gefühlt.

Ich gehe auch noch viel zu viel zu irgendwelchen Großgruppen-Veranstaltungen anstatt mich mal in Ruhe mit ein paar wenigen Leuten (oder zu zweit) zu treffen. Das liegt natürlich vor allem
an mir und an meiner alten Angst, was zu verpassen, wenn ich nicht alle möglichen Einladungen zu solchen Veranstaltungen annehme. Ist natürlich Blödsinn - das muss ich mir nur immer wieder mal sagen. Ich hoffe, dass das in nächster Zeit besser funktioniert.

Ich glaube, das reicht jetzt erst mal - ich höre mich ja schon wie ein Jammerlappen an. Dabei fühle ich mich insgesamt immer noch sehr wohl und freue mich, nach einer Woche Großstadt (viele Menschen & Prunkbauten, U-Bahn, unendliche Auswahl an Abendprogramm & Geschäften, Kaffeehäuser, Wiener Schnitzel, k&k, verrauchte Cafés und Kneipen) schon wieder auf "meinen Lago" und ein entspanntes 1. Mai-Wochenende. Ich hoffe, dass Ihr das auch habt und dass das Wetter bei Euch besser ist, als es für Wien für das Wochenende angekündigt ist.

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